16.11.2012 07:00:04

Peter Cornelius: "12 neue 12", VÖ: 16.11.12

Man kann nach dem Künstler Peter Cornelius nicht die Uhr stellen. Jedes Jahr ein Album, jedes Jahr das gleiche Procedere bis alle Leinen losgelassen werden können und die neuen Lieder in die Welt hinaus segeln dürfen - so tickt der Mann einfach nicht. Takte hält er ausschließlich im Studio und auf der Bühne ein, da jedoch genauest und der in ihm innewohnenden Perfektion verpflichtet. Seiner Musik und ebenso seinen Texte erlaubt er dann, wie es in der Fachsprache so sperrig heißt, die Veröffentlichung, wenn Peter Cornelius den richtigen Moment dafür verspürt. Nur er, sonst niemand. Auf Druck reagiert der im Zeichen des Wassermannes geborene Singer/Songwriter mit der Störrigkeit, die den großen kreativen Geistern vorbehalten bleibt. Neue Alben von Peter Cornelius erscheinen demzufolge in jenen Abständen, die es braucht um Lieder reifen zu lassen. So – und nicht anders.

Cornelius, Peter. Geboren in Wien zu Beginn der 50er Jahre. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt keine Hochburg der Freigeister. Musik kam aus dem Schlagerradio oder war klassisch und im Konzertsaal zu hören. Rock’n’Roll amerikanischen Zuschnittes galt als Teufelswerk, welches in einer grauen Stadt, die den Rucksack aus den dunklen Jahren noch am Buckel trug, nichts zu suchen hatte. Noch bevor er den ersten Schritt in eine Schule setzte, stand bei Peter bereits das Cello neben dem Bett. Das Instrument musste aber zurück zum Händler getragen werden. Der Arzt riet ab, die Fingerknochen des kleinen Peter waren zu weich. Das hat sich geändert. Heute sind sie hart wie Elfenbein, spielen virtuos auf den Saiten seiner zahlreichen Gitarren. Sein Gitarrenspiel bei dem Musikprojekt 'Enigma' brachte dem Musiker eine Grammy-Nominierung ein.

Überhaupt: Die Liebe zur Gitarre brach sich durch die musikalische Sozialisierung Bahn, die in die spießige Welt der frühen 60er Jahre hereinbrach und das Leben für die Nachkriegsgeneration bunter werden ließ. Beatles, Stones, Kinks, Byrds - später dann Hendrix und Cream. „Es sind zwei Menschen, denen ich meinen Lebensweg verdanke“, sagt Peter Cornelius und verweist auf Leopold Figl und John Lennon. Der eine war ein Bauernsohn, der es zum ersten Bundeskanzler Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg brachte. Doch wieso Figl? „Weil ohne Figl und dessen Verhandlungsgeschick die Russen Österreich vielleicht nie verlassen hätten. Dann wäre es uns die nächsten 50 Jahre so ergangen wie dem Osten Deutschlands“. Für einen freidenkenden Wassermann unvorstellbar. Und John Lennon? „Er hat die Beatles gegründet und damit das ganze Zeitalter geprägt“. In die erste Band trat Peter Cornelius mit 15 ein. „Das war 1966 und ich spielte all diese wundervolle Musik mit Leidenschaft und Hingabe. Songs wie ‚Time Is On My Side‘ wurden zu einer Art Road Map für mein Leben“. 1973 dann die Hinwendung zur eigenen Sprache. Wiener Dialekt, später hochdeutsch. Die ersten großen Hits und Alben entstanden und der Karriereweg führte den Kreativen in Ecken und Nischen der Branche, wo er sich nicht wohl gefühlt hat. Der Balanceakt zwischen Musik, Text und der Knochenmühle des Musikgeschäftes gelingt nicht immer.

In den 80er Jahren der Umzug nach Deutschland und die Zusammenarbeit mit Michael Cretu. Das Land größer, der Markt im Gegensatz zu Österreich achtmal so stark. Die Karriere nahm noch mehr Fahrt auf. Das Album mit dem Hit und Titelsong „Der Kaffee ist fertig“ machte Deutschland erst klar, dass die Betonung beim Wort Kaffee auf dem e und nicht auf dem doppelten f liegt, mit „Reif für die Insel“ sang er nicht nur den Menschen aus der Seele, sondern stand 45 Wochen lang ununterbrochen in den deutschen Albumcharts. Im Übrigen mit zwei Alben und zwei Singles gleichzeitig. Ein Erfolg, der erst vor einiger Zeit durch ‚Die ultimative Chartshow – Singer/Songwriter‘ (RTL) einer breiten Öffentlichkeit und ihm selbst bewusst gemacht hat, dass er der in Deutschland erfolgreichste österreichische Singer/Songwriter aller Zeiten ist. Dort platzierte sich Cornelius mit seinen gesammelten Erfolgen sogar einen Platz vor Bob Dylan. „Erschrocken, ja fassungslos war ich, dass ich eines meiner Idole, Bob Dylan, in diesem Ranking überholt habe“, sagt Peter stets, wenn er auf diese TV-Show angesprochen wird. Kann man dieser Demut Glauben schenken? Ohne Zweifel! Es passt so sehr zum Künstler, Komponisten, Texter, Gitarristen, Multiinstrumentalisten, Menschen Peter Cornelius, der sich seit jeher vor großen Kreativen verneigte. Kein New-York-Aufenthalt ohne beim Dakota Building vorbeizuschauen, einige Minuten inne zu halten und an jenen Mann zu denken, der dort, vor dem Tor aus geschmiedeten Eisen, aus dem Leben geschossen wurde.

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12 neue 12 – Ein kryptischer Titel
Zwanzig Alben ist die Diskografie von Peter Cornelius nun lang. Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet er wieder in seinem Haus am Rande des Wienerwaldes. Im Souterrain das eigene Studio, umgeben von den Gitarren, von denen jede eine eigene Geschichte erzählt. Dort entstanden auch Skizzen von einigen der Songs, die sich nun auf dem jüngsten Album finden. Der Titel kommt auf den ersten Blick etwas kryptisch daher: „12 neue 12“. Ein Wortspiel. Streicht man das Wort ‚neue‘, ergeben die äußeren Ziffern die Zahl 12 und die inneren die Zahl 21. Dann wird das Bild schon klarer. 12 neue Songs auf dem 21. Album. Wohlgemerkt: Neue Songs. Entstanden innerhalb der vergangenen vier Jahre. In Wien und auch in New York wurde Stück für Stück entwickelt. Neue Einflüsse kamen durch verschiedene Musiker hinzu, der Blues der Wienerstadt, die Vibes des kitschfreien Schmelztiegels New York. Es sind Songs entstanden, die einen Peter Cornelius präsentieren, der in dieser Direktheit so noch nicht zu hören war. Die Konzentration auf die Kraft des Songs, das Arrangement nicht die Essenz überlagern lassen. Die Stimme ungeschliffener, dadurch emotionaler und auch verletzlicher wirkend. Es regiert die Gitarre, dazu Bass, Schlagzeug, dezente Keyboards. Die Töne aus dem Computer wurden konsequent vor der Türe gelassen. Kein fettes Arrangement kleistert das Album zu. Unplugged? Nein, viel mehr zurückreduziert aufs Maximum. Chöre kommen nur spartanisch zum Einsatz. Es ist große Kunst, Lieder auf diese Art entstehen zu lassen. Lieder, die nicht nackt wirken, sondern vielmehr so ihren eigentlichen Kern offenbaren.

Vorab wird der Titel „Zuneigung“ auf die Reise geschickt. Es spricht für den Künstler, der keine Kompromisse macht, auf die Kraft des Liedes vertraut und keine überflüssigen Arrangements zulässt. Für Radiomacher ist der Song daher eine Herausforderung, der es sich aber zu stellen wert ist. Trocken, rau, so gar nicht anbiedernd, dafür mit einem Refrain gesegnet, der das Zeug zum Hit hat. Viele der Songs haben inhaltlich ihren Ursprung in der Person, im Menschen Cornelius, dessen Leben, den gemachten Erfahrungen. In „An beiden Enden“ beschreibt er das Lebenslicht, welches umso schneller verbrennt, je mehr es von allen Seiten befeuert wird und die großen Geister früher als andere in die Flamme zieht und verglühen lässt.

In „Zwischen Brooklyn und Manhattan Bridge“ bringt Peter Cornelius seine Gefühle, die er für diese Stadt hegt, auf den Punkt. Es ist nicht das Bobo-New-York, vielmehr hingegen diese kitschfreie Zone in der für Grant und Mieselsucht einfach keine Zeit bleibt. Die Stadt, die auch Bob Dylan geformt hat wie keine zweite und nicht umsonst gilt der Spruch: ‚New York ist nicht die USA‘. „Wir fühlen uns da sehr zu Hause und empfinden New York immer mehr als unsere Stadt“, sagt Peter und das ‚wir‘ steht für die Familie Cornelius. Mit Frau Ulrike hat er jenen Menschen zur Seite, der ihm als gute Vertraute die geschäftliche Seite vom Hals hält. Ulrike, der weibliche Katalysator. Sein Bollwerk gegen Jene, zu deren Tätigkeiten es auch gehört, aus Künstlern und ihrer Musik Posten in der Bilanz zu machen. Tätigkeiten verrichtet von Menschen in der Musikindustrie. Schon das Wort Industrie passt nicht zu einem Künstler wie Peter Cornelius. Das ist eine andere Welt, es ist nicht die seine.

Und in diesen Welten braucht es somit Brückenbauer. Andy Selleneit ist so einer. Der ehemalige Geschäftsführer des Labels Ariola war es, der an Cornelius herangetreten ist, den Gedanken einer Zusammenarbeit in dem Haus im Wienerwald deponiert hat: „Wir haben uns dann persönlich kennen gelernt und was mich bei diesem Besuch in Wien ehrlich fasziniert hat, war diese Liebe, ja ich will sogar sagen Ehrfurcht mit der Peter über Musik gesprochen hat. Diese gelebte Verrücktheit nach Musik, Text, Instrument, das war für mich ein selten erlebter Moment meiner Laufbahn in diesem Geschäft“. „12 neue 12“ ist das 21. Kapitel der Diskografie des Singer/Songwriters im 40. Jahr dessen Karriere. Als Omen zur neuen Zusammenarbeit mit der Ariola soll der Track 2 des Albums gelten: „Gutes Gefühl“!

Quelle: Sonymusiic/Release Public Relations/Andy Zahradnik

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