12.03.2012 10:25:37

Nino de Angelo: "Das Leben ist schön", VÖ: 16.3.2012

»Viele glauben, ich hätte meinen Durchbruch schon 1982 gehabt. Ich sage, mein wahrer Durchbruch kommt erst noch: nach 30 Jahren und mit diesem Album.«

Schlagerstar mit 20. Identitätssuche mit 30. Überlebender mit 40. Durchbruch mit 50. Nino de Angelo ist nicht nur einer der begnadetsten Sänger und erfolgreichsten auptdarsteller einer schillernden Generation von Musikern – sondern auch ein Mann mit einer bewegenden Geschichte, gewaltigem Willen und einer unbesiegbaren Stimme.

Geboren bei Karlsruhe und mit 13 aufgrund der Scheidung seiner Eltern nach Köln verpflanzt, entdeckt Domenico Gerhard Gorgoglione – genannt Nino – als Teenager die Großstadt. Im Gegensatz zur Provinz zunächst zwar ein Schock, aber schon bald auch genau der Ort, an dem Nino seine Berufung entdecken soll. Als im Musikunterricht ein Freiwilliger gesucht wird um „Go Down, Moses“ zu singen, überwindet der 15‐Jährige seine Schüchternheit und beginnt zu singen. Alles um ihn herum wird still und in diesem Moment ist ihm klar, dass er seinen Weg gefunden hat. Und er wird sein Leben lang nicht daran zweifeln. Nino übt wie ein Besessener, singt in angesagten Lokalen wie der Kölner ‚Taste’ und zieht schnell die erste Riege der lokalen Musikprominenz in seinen Bann. 1980 hat Nino bereits einen Plattenvertrag in der Tasche und veröffentlicht zwei Jahre später unter dem brandneuen Künstlernamen ‚Nino de Angelo’ die itsingles „Ich sterbe nicht noch mal“ und „Engel und Teufel Luisa“ sowie das Erfolgsdebüt „Junges Blut“.

Kurz darauf lar den unvergessenen Welthit „Jenseits von Eden“ und wird viel zu schnell erwachsen. Ab jetzt kann Nino sich musikalisch komplett auf seinen Instinkt verlassen und stürmt mit den folgenden Alben „East Of Eden“ und „Zeit für Rebellen“ verlässlich die Charts. Seine Musik wird mit ebenso beeindruckenden Verkaufszahlen im Ausland veröffentlicht und sorgt dafür, dass er z.B. auf der Midem einen Award für den ‚Erfolgreichsten ausländischen Künstler in Frankreich’ erhält. Nino de Angelo ist ganz oben angekommen. Dass der begehrte Sänger so früh angefangen hat, rächt sich jetzt: Privat verliert er den Halt. Falsche Berater, vermeintliche Statussymbole und der ewige Rausch des Dazugehörens: Die Sicherheit, auf die der Musiker Nino de Angelo immer zurückgreifen kann, fehlt dem Menschen in dieser Zeit gänzlich. Nach weiteren beachteten Alben wie „Baby Jane“ und einer kurzfristigen Kollaboration mit Dieter Bohlen, beginnt irgendwann auch die Musikkarriere Haken zu schlagen und mündet im Label‐Wechsel und dem ersten selbst produzierten Album „Verfluchte Zeiten“. Nomen est Omen.

Nino spricht sehr offen über diese schwierigen Jahre – er weiß, dass jeder Abgrund seine Ursachen hat, und steht dazu. Auch zu der Phase nach 1993, als er frustriert vom ausbleibenden Erfolg und ohne Richtung Pause macht. Erst das Engagement von Peter Maffay für seine Tabaluga‐Tour 1996 holt Nino aus der künstlerischen Starre. Er blüht gerade wieder richtig auf, als ihn der ultimative Schicksalsschlag ereilt: Lymphdrüsenkrebs. Bis zum Jahr 2000 muss sich Nino de Angelo den kräftezehrenden Behandlungen unterziehen und verliert zu allem Überfluss seine Stimme. Es grenzt an ein Wunder, dass er nicht erzweifelt und sich nicht nur ins Leben, sondern auch in seinen Beruf zurückkämpft. Zwar steht er nun finanziell stark unter Druck, bekommt aber mit Kusshand einenn Deal und stürzt sich in die Arbeit.

Mit „Solange man liebt“ und „Zurück nach vorn“ tastet sich Nino wieder zurück ins Rampenlicht und atmet neues Selbstbewusstsein. 2004 erscheint ein sehnlicher Wunsch: „Un momento italiano“ ist ein komplett italienischsprachiges Album und trägt endlich seinen apulischen Wurzeln Rechnung. Leider läuft diesmal bei der Plattenfirma nicht alles rund und so können weder dieses Album noch das recht rockige „Nino“ an alte Erfolge anknüpfen. Weitere Hiobsbotschaften folgen: Nachdem bereits sein Mentor aus persönlichen Gründen Hals über Kopf Abschied genommen hatte, erleidet sein damaliger Manager einen Infarkt und Ninos Ehe geht in die Brüche. Die folgenden Jahre sind hart und Nino versucht, sich irgendwie über Wasser zu halten. Bis er ein weiteres Mal geprüft wird: 2008 erkrankt er von einem Tag auf den anderen an einer schweren Blutgerinnungsstörung und, kaum erholt, im folgenden Jahr erneut an einer Vorstufe von Kehlkopfkrebs. Diesmal machen ihm die Ärzte keine Hoffnungen, je wieder singen zu können.

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Aber Nino gibt einfach nicht auf und schafft das Unmögliche: Im Sommer 2011 kommt seine Stimme doch zurück und fast sofort ist ihm klar, dass er ein neues Album machen will. Es scheint wie ein Zeichen, als ob nach langer Durststrecke endlich sein Moment gekommen ist. Ein neues Label ist schnell gefunden – diesmal ein etwas Kleineres, eines, wo die Wege kürzer sind und die Ansprechpartner vertrauter. Eines, bei dem man vielleicht mehr Liebe fürs Detail hat. Auch die Suche nach einem Produzenten verläuft ideal. In Götz von Sydow wird jemand gefunden, mit dem Nino sich so wohl fühlt wie schon sehr lange nicht ehr. Es ist auf beiden Seiten ‚Liebe auf den ersten Blick’ und nach dem ersten Treffen, geht es sehr schnell zu Aufnahmen im Kölner Studio.

Es lag Nino am Herzen diesmal ganz nah bei sich zu bleiben und sein vielleicht wichtigstes Album in der Stadt aufzunehmen, in der seine Mutter und seine beiden Kinder leben und in der er seit 2011 auch selbst wieder seinen Lebensmittelpunkt hat. Dort, wo seine Musikkarriere vor 30 Jahren begann und dort, wo auch Produzent Götz lebt. 100 Meter entfernt vom Dom läuft die Arbeit am neuen Album wie am Schnürchen – die beiden Männer ergänzen sich perfekt. Mittags geht es zum kleinen Italiener um die Ecke um in lockerer Atmosphäre an den Songs zu feilen oder hinunter zum Rhein um den Kopf freizukriegen. nnerhalb von 8 Wochen entsteht „Das Leben ist schön“ – 12 wunderbare Songs, die im wahrsten Sinne es Lebensgefühl beschreiben.

Gleich die erste Single „Niemals zu alt um jung zu sein“ nimmt den Hörer mit in eine Welt, in der es keine Grenzen mehr zu geben scheint. „Wie beim ersten Mal“ fühlt man sich, wenn Nino einfühlsam und mit seinem ganz eigenen Schmelz in der Stimme davon erzählt, wie die Liebe einfach jedes Alter vergessen machen kann. Die Idee zu diesem Song entstand, als er von einer englischen Dame las, die auch im rentenfähigen Alter noch erfolgreich als Techno‐DJane arbeitet – und er spricht mit diesem Song aus, was ns alle bewegt. Eine Komposition, wie eine romantische Sommernacht am Meer und Klänge, die ein bisschen den Retro‐Charme von Roy Orbison aufleben lassen.

Aber auch Titel wie „Das Leben ist schön“, „Wir haben die Nacht“ und „Königreich der Himmel“ beleuchten die schönen Seiten des Lebens – aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Es geht um Vergangenheit und Vergänglichkeit, um Zukunft und Schicksal, aber vor allem darum, den Moment zu feiern. Bei allen Tälern, die das Leben für uns bereithält, ist es oft allein das Vertrauen in uns selbst, das uns Kraft geben kann. So beschreibt jedenfalls Nino de Angelo, wie er es geschafft hat, die Tiefen seines Lebens zu meistern und mit Liedern wie z.B. „Göttin der Nacht“ oder „Zeit“ zurückzukommen – Melodien voller Sinnlichkeit und Lebensfreude. „Wenn ich eines Tages die Augen schließe, möchte ich das Gefühl aben, am Ende alles richtig gemacht zu haben. Mein Leben ist teilweise so chaotisch verlaufen, aber Art innerer Ruhe gefunden.

Musikalisch geht es auf dem Album zum Glück nicht immer nur ruhig zu. „Mitten im Dezember“ ist ein funky Beweis dafür, dass ein Weihnachtslied nicht getragen und langsam sein muss, sondern durchaus richtig Stimmung machen darf. Und „Du und ich“ ist ein Nino de Angelo‐Klassiker im besten Sinne: Wie kein Zweiter besingt er die Sehnsucht einer zerrissenen Liebe und man nimmt ihm jedes Wort ab, wenn es heißt „ich brenn zwischen Himmel und Hölle für dich“. Nino ist definitiv wieder da. Erstarkt und gleichzeitig so gefühlvoll wie eh und je. „Mir geht’s so gut wie nie“, sagt er, „ich bin so schon sehr glücklich it meinem Leben, aber nun darf ich auch noch ein Album veröffentlichen, das ich selbst als das Beste empfinde, was ich je gemacht habe. Ich fühle mich befreit und bin bereit für alles, was da kommen mag.“

Das Leben ist schön“ erzählt von Nino de Angelos unerschütterlichem Glauben an sich selbst und der Hoffnung über sich hinauswachsen zu können, gesungen von einem der es wahrhaftig wissen muss. Einem, der seit 30 Jahren auf der Bühne steht und zugibt, nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben, aber sich auch nie davor gescheut hat, die Konsequenzen zu tragen. Dieses Album erzählt die Geschichte eines Ausnahme‐Sängers und eines Ausnahme‐Kämpfers mit Songs, die unbeschwert und romantisch sind, mitreißend und aufrichtig. Ein Album auf dem gefeiert wird, denn: Das Leben ist schön.

Quelle: 7daysmusic

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